2010: Semantiken der (Selbst-)Konstruktion / Künstler- und Kunsthistoriker-Biografie

Semantiken der (Selbst-)Konstruktion. (Auto-)Biographisches Arbeiten in Soziologie und Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert
(21. bis 24.1.2010 in Bielefeld)

Der in einer Kooperation zwischen der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) und dem Zetbi veranstaltete Workshop widmete sich dem autobiographischen und biographischen Arbeiten in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie. Die Konferenz bot Nachwuchswissenschaftlern ein Forum, mit dem Alltagshistoriker Alf Lüdtke, der Soziologin Gabriele Rosenthal und dem Soziologen Alois Hahn neuere methodische und theoretische Ansätze in der Biografik zu erörtern. Im Mittelpunkt standen Fragen der Selbstkonstruktion durch autobiographische Sprech- und Schreibweisen sowie Fragen der Fremdkonstruktion durch biographisches Arbeiten, wie zum Beispiel im Schreiben einer Biographie.

Weitere Informationen:
http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/bghs/dokumente/tagungsprogramm.pdf

Künstler-Biografie / Kunsthistoriker-Biografie
(29. bis 30.10.2010 in Halle)

Den Auftakt des Workshops bildete der öffentliche Abendvortrag von Professor Dr. Olaf Peters, Lehrstuhlinhaber am Institut für Kunstgeschichte und Archäologie Europas an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Er stellte sein Vorhaben einer Otto Dix Biographie vor. Im internen Kreis wurde dieses Projekt am nächsten Tag sowohl methodisch als auch im Hinblick auf besondere Anforderungen an eine Auftragsbiographie diskutiert. Im Anschluss stellte Max-Johannes Plasnitzer seine Forschungen zu Herman Grimm als Michelangelo-Biograph vor. Dabei verwies er darauf, dass Grimm zu den ersten Autoren gehörte, die die „Befangenheit des Biographen“ thematisiert haben.

Weitere Projektvorstellungen schlossen sich an: Carsten Heinze untersuchte in seiner Dissertation den Zusammenhang zwischen autobiografischem Schreiben und Erinnerungskultur. Die Schwierigkeit von Auftragsarbeiten thematisierte Axel Hüntelmann am Beispiel seiner Biographie über den Mediziner Paul Ehrlich. Der Konstruktion wissenschaftlicher Selbstbilder durch Porträtfotografie in den USA im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ist das neue Forschungsprojekt von Levke Harders gewidmet. Myriam Richter stellt in ihrem Beitrag „Porträts von hinten“ ihren Ansatz zur Modellierung von Personenregistern am Beispiel der Hauschronik von Richard M. Meyer vor.

Auch dieses Treffen hatte wieder einen filmischen Teil. Diana Weilepp stellte ihre Arbeit über den Liedermacher und politischen Aktivisten Heinz Ratz vor.
Diskutiert wurden u.a. verschiedene Gliederungsprinzipien von Biographien, auch im Vergleich Film- Buch, das Text-Bild-Verhältnis, der bei Kunsthistoriker oder Künstlerbiographien zugrunde liegende Werkbegriff, das Verhältnis von Soziologie und Biografie sowie die Frage nach Distanz und Nähe zwischen Biograph und biographierter Person.